Zur Aktualität von Niklas Luhmann: Einführung in sein Werk
In: Aktuelle und klassische Sozial- und Kulturwissenschaftler|innen
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In: Aktuelle und klassische Sozial- und Kulturwissenschaftler|innen
In: Zeitschrift für Medienwissenschaft: zfm, Band 16, Heft 30-1, S. 114-116
ISSN: 2296-4126
In: Soziopolis: Gesellschaft beobachten
Steffen Mau: Lütten Klein - Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft. Berlin: Suhrkamp 2019. 978-3-518-42894-8
In: Fragile Stabilität – stabile Fragilität, S. 41-54
In: Fragile Stabilität - stabile Fragilität, S. 41-54
"Der Zufall ist die dunkle Seite der Neuzeit - und zwar (daran erkennt sich die Neuzeit als neue Zeit) nicht mehr nur der geordneten Welt, sondern der sich selbst ordnenden Gesellschaft. Eine geordnete Welt kann den Zufall viel leichter - zum Beispiel als Wunder - integrieren, weil sie ohnehin auf der Unberechenbarkeit (Jenseitigkeit) der ordnenden Instanz beruht; sie wird als überzeitlich stabil (statisch, wesentlich) und als unbezweifelbar gegeben (wirklich) verstanden. Ihre Ordnung wird durch den Zufall also geradezu bekräftigt. Für eine sich selbst ordnende Gesellschaft gilt das Gegenteil; ihre Ordnung wird durch den Zufall bestritten, jedenfalls gefährlich unterbrochen. Gerade deshalb nimmt sie aber den Zufall ernst, so sehr, dass sie Anlass für den Verdacht sieht, vom Zufall fasziniert zu sein und auf ihn zu wetten. Glücksspiel und Wahrscheinlichkeitsrechnung begleiten jedenfalls die Neuzeit seit ihren Anfängen." (Textauszug)
In: Bürger. Macht. Staat? Neue Formen gesellschaftlicher Teilhabe, Teilnahme und Arbeitsteilung., S. 77-88
(1) Bürgerliche Wut ist immer gebremste, zurückgenommene Wut, die moderat bleibt, weil sie im Schatten einer komplexen politischen Welt lebt. (2) Bürgerliche Wut ist mit dieser Komplexität immer eingebettet in ein unruhiges kommunikatives Substrat, das ideologischen Zuspitzungen und konzertierten Aktionen keinen Widerstand leistet. (3) Es gibt daher eine spezifische Anfälligkeit der bürgerlichen Wut für Moralisierungen, für eine rabiat komplexitätsreduzierende Bevorzugung normativer Erwartungen bei gleichzeitiger Selbstnobilitierung durch Toleranz und Weltgewandtheit und eine spezifische Koketterie mit der eigenen Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit. Damit könnte es nicht um einen Affekt gehen, sondern sich um eine Konstellationsform nicht psychischer, sondern sozialer Selbsreferenz handeln: um eine Konstellationsform von Konflikten. (ICE2).
In: Bürger. Macht. Staat?, S. 77-88
In: Bürger. Macht. Staat?: neue Formen gesellschaftlicher Teilhabe, Teilnahme und Arbeitsteilung, S. 77-88
(1) Bürgerliche Wut ist immer gebremste, zurückgenommene Wut, die moderat bleibt, weil sie im Schatten einer komplexen politischen Welt lebt. (2) Bürgerliche Wut ist mit dieser Komplexität immer eingebettet in ein unruhiges kommunikatives Substrat, das ideologischen Zuspitzungen und konzertierten Aktionen keinen Widerstand leistet. (3) Es gibt daher eine spezifische Anfälligkeit der bürgerlichen Wut für Moralisierungen, für eine rabiat komplexitätsreduzierende Bevorzugung normativer Erwartungen bei gleichzeitiger Selbstnobilitierung durch Toleranz und Weltgewandtheit und eine spezifische Koketterie mit der eigenen Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit. Damit könnte es nicht um einen Affekt gehen, sondern sich um eine Konstellationsform nicht psychischer, sondern sozialer Selbsreferenz handeln: um eine Konstellationsform von Konflikten. (ICE2)
In: Das System der Politik: Niklas Luhmanns politische Theorie, S. 163-178
Als "Restprobleme der Exklusion" hat Luhmann die Kehrseite wohlfahrtsstaatlicher Inklusion der Politik in der funktional hochdifferenzierten Gesellschaft beschrieben. Der vorliegende Beitrag fragt zunächst danach, ob dieses Statement nicht an Parsons' Vorstellung einer immer weiter fortschreitenden Inklusion erinnert. Die Autorin unterstellt, dass es sich um eine Ironisierung eben dieser Vorstellung handelt - um eine Ironisierung der modernen inklusiven Alltagsmoral, aber zugleich auch um eine Ironisierung der systemtheoretischen These des Inklusionsimperativs der Moderne. Gezeigt wird, dass und warum Inklusion der Gesellschaft unausweichlich auch Exklusion erzeugt: Immer ist Inklusion die Differenz Inklusion/Exklusion. Eine analoge Asymmetrisierung zeigt auch die Differenz Organisation/Gesellschaft. Diese wird in funktional differenzierter Gesellschaft so dominant, dass die Folgen oder "Restprobleme" der funktional differenzierten Gesellschaft mit den Konzepten Inklusion/Exklusion erfasst werden können. (ICA2)
In: Das System der Politik, S. 163-178
Ein Virus dominiert weltweit die Kommunikationsströme. »Corona« ist von gesamtgesellschaftlicher Relevanz, das Kennzeichen jeder Krise. Nicht nur die Körper sind infiziert, auch die Gesellschaft ist es. Ein Zwang zum Urteilen und Handeln unter Zeitnot, eine unbestimmte Verpflichtung zur Aktion setzt Politik, Wirtschaft, Massenmedien und nicht zuletzt die Wissenschaft unter Druck. Man könnte von einer sozialen Immunantwort der Gesellschaft sprechen, einem Krisenmanagement, das unterschiedliche kommunikative Anschlüsse organisiert; Anschlüsse, die zum Virus ein Verhältnis suchen. Da es in der modernen Gesellschaft keine Zentralinstanz mehr gibt, die grundlegende Direktiven festlegt, bildet jeder der gesellschaftlichen Teilbereiche andere Antikörper aus. »Corona« ist für die Politik etwas anderes als für die Wirtschaft, für die Religion etwas anderes als für die Wissenschaft. Allerdings ist die Corona-Krise nicht nur ein Ausnahmezustand, der zwei unterschiedliche Strukturen miteinander konfrontiert: die gewohnten, die wir alltäglich als ›normal‹ empfinden, und jene des Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen, die diese unterbrechen. Die Corona-Krise ist auch ein Anlass, jenseits globaler Lieferketten über die eigene Identität nachzudenken. Wir können sie als Übung begreifen, denn ähnliche und vielleicht tödlichere Infektionskrankheiten können jederzeit neu auftreten. Sie finden in der Struktur der Weltgesellschaft beste Bedingungen vor. Hat Corona sie womöglich für immer verändert? Vorliegender Sammelband ist der Versuch, dem öffentlichen Interesse an wissenschaftlichen Resultaten ohne Verlust an Komplexität und Sinngenauigkeit gerecht zu werden. Er bringt das Nachdenken über die Pandemie in Form eines interdisziplinären Projekts auf die Höhe der gesellschaftlichen Praxis: Soziologie, Philosophie, Psychologie, Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin und andere wissenschaftliche Programme leuchten die unterschiedlichen Dimensionen des »Gegenstands« aus, um der übergreifenden Fragestellung gerecht zu werden, die das Virus für unsere Gesellschaft darstellt. Mit Beiträgen von Dirk Baecker, Elena Esposito, Ying Fang, Heiner Fangerau, Peter Fuchs, Alexandra Grund-Wittenberg, Durs Grünbein, Hans-Ulrich Gumbrecht, Gorm Harste, Thomas Heberer, Jörg Heiser, Michael King, Alfons Labisch, Joachim Landkammer, Ding Liu, Qingshuo Liu, Carol Yinghua Lu, Marius Meinhof, Alka Menon, Hans-Georg Moeller, Arist von Schlippe, Fritz B. Simon, Werner Stegmaier, Günter Thomas und Barbara Vinken.
In: Komplexität und Kontingenz
Die ZU|Schriften bewegen sich im Rahmen der Unterscheidung von Komplexität und Kontingenz, um die Überlegung diskutieren zu können, dass jede soziale Umgebung ein vernetzter, komplexer Zusammenhang ist, der sich in ein verstehbares und bearbeitbares, orientierendes Format bringen und dabei die kontingente Selektivität dieses Formats mitreflektieren, sich also organisieren muss, um handlungsfähig zu sein und kritikfähig zu bleiben. Der vorliegende Band nimmt diese Überlegung als Frage nach der Möglichkeit ernst, Freiheit und Demokratie zu verbinden. Ist Demokratie eine Form komplexer Freiheit, das heißt vor allem: wird Freiheit durch Demokratie ermöglicht? Begriffsfragen bestimmen zunächst das Problem einer Freiheit genauer, die komplex ist, weil sie eingeschränkt ist, ohne festgelegt zu sein. Den Herausforderungen, die sich aus dieser spezifisch modernen Freiheitsform ergeben, gehen Verständigungsfragen und Machtfragen nach; sie suchen nach den Formen der Freiheit in demokratisch verfassten Ordnungen und sehen sich auch die politischen Risiken an, die durch ein Wechselspiel von Vereinfachung und Verkomplizierung in massenmedialen Öffentlichkeiten, rechtlichen Verfahren und hierarchischen Organisationen entstehen können. Kann die Komplexität der sozialen Welt so sehr anwachsen, dass Ordnungsbedürfnisse unbefriedigt bleiben? Kann die Kontingenz der sozialen Ordnung zu derart überfordernden Ungewissheiten und Unsicherheiten führen, dass nostalgische Blindheiten wie Zukunftsversprechen begrüßt werden? Die Herausgeber Prof. Dr. Maren Lehmann hat den Lehrstuhl für Soziologische Theorie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen inne. Prof. Dr. Marcel Tyrell lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen